Entsetzen bei Kölner Narren

Stadt im Schwabenland übertrumpft die Rheinmetropole beim Wagenbau

Die Kölner Narren blicken dem Rosenmontagszug mit Entsetzen entgegen.  Eine kleine Stadt im Schwabenland schickt sich an, die professionell erbauten Motivwagen in Kreativität, Perfektion und Größe zu übertreffen. Der 54. Donzdorfer Fasnetsumzug am 06. März 2011 im Kreis Göppingen in Baden-Württemberg ist einer der prächtigsten Narrensprünge nach rheinischem Vorbild im süddeutschen Raum.

Eine kleine Stadt am Fuße der schwäbischen Alb, die der in Süddeutschland vorherrschenden schwäbisch-alemannischen Fasnet die Stirn bietet. Seit über 50 Jahren findet in Donzdorf am Fasnetssonntag ein gigantischer Gaudiwurm nach rheinischem Vorbild statt. Dabei müssen die 17 übergroßen Motivwagen den Vergleich mit den bundesweit bekannten Rosenmontagsumzügen nicht schrecken.

Vor allem wenn man die finanziellen und personellen Mitteln vergleicht. Denn im Gegensatz zu den Rheinmetropolen werden die bis zu 5 Meter hohen Motivwagen im Schwabenland nicht von Künstlern und professionellen Wagenbaufirmen gestaltet. In Donzdorf erbauen Stammtische, Vereine und private Gruppierungen an den Abenden und Wochenenden die fahrenden Giganten. Mit aufwendigen Holz- und Stahlkonstruktionen bilden die fast ausnahmslos einheimischen Wagenbauer naturgetreue Personen und fantasievolle Figuren nach. Nicht wenige der tonnenschweren Aufbauten bewegen sich dank einer ausgeklügelten Pneumatik- und Motortechnik wie von Geisterhand. Dies alles zu einem Bruchteil der Kölner Kosten, ohne eigene Wagenbauhallen und speziell bereitgestellte Aufleger. Aber dafür genauso einzigartig.

Im Laufe der Jahrzehnte entwickelten sich dabei verschiedenste Wagenbautechniken. Es gibt Gruppen, die ihren kompletten Wagen aus Holz zimmern.  Sogar die Strukturen von Figuren und

Köpfen werden aus Holzstreben und –platten modelliert. Erst die letzte Schicht besteht dann traditionell aus Metallgewebe und Pappmache.

Andere Gruppen wiederum fertigen die grobe Unterkonstruktion aus Holz, steigen dann bei den Detailarbeiten aber auf die Metall- und Schweißtechnik um. Eine weitere Form von Wagenaufbauten besteht komplett aus Metall. Ein wahrer Meister in diesem Fach ist seit Jahrzehnten Alexander Lampart vom StT. Woizaschlotzer, dessen filigranen Wagen bereits ohne Pappmache-Verkleidung ein Highlight darstellen würden. Eine weitere Besonderheit entwickelte sich mit der aufwendigen Bewegungstechnik der übergroßen Figuren, die vom StT. Schraubaglaubr inzwischen zur Perfektion getrieben wurde. Die Kuchalb Fetza entwickelten eine ganz neue Art des Wagenbauens. Sie modellieren  die Köpfe ihrer Figuren im Stile von Bildhauern inzwischen aus Styropor. Aber egal welche Wagenbautechnik nun auch eingesetzt wird, die Ergebnisse sind durchgehend beeindruckend.

Kein Wunder also, dass die Personenanzahl in Donzdorf am Fasnetssonntag Jahr für Jahr um fast das fünffache der Einwohnerzahl ansteigt. Bis zu 50.000 Zuschauer werden am 06. März die insgesamt 48 Gruppen beim 54. Donzdorfer Fasnetsumzug bestaunen und das kleine Dorf wieder zur rheinischen Narrenhochburg in Süddeutschland machen.