In Donzdorf bleibt kein Auge trocken

Die 48. Donzdorfer Eröffnungsabende 2008

Seit dem Wochenende herrscht in Donzdorf wieder Ausnahmezustand. Die Narren sind los. Zum Auftakt der heißen Fasnetsphase hat der Kulturring bei den 48. Eröffnungsabenden ein spritziges Feuerwerk aus Humor, Parodie, Gesang und Tanz auf die Bühne der Stadthalle gezaubert.

Närrische Seitenhiebe gepaart mit bissigem Spott hatten die Akteure für Politik, Land und Leute parat. Da blieb kein Auge trocken. Ob Stoibers legendäre "Transrapid-Rede" oder Angela Merkel als der "sprechende Hosenanzug", der Lokführer-Streik oder das Rauchverbot, vor nichts und niemanden machten die Donzdorfer Narren Halt. Traditionsgemäß bildeten die Pauken und Trompeten der Feuerseejäger den Einstieg in das fast sechsstündige Mammutprogramm und die Mädchen vom Miniballettle wirbelten in ihren Röckchen über die Fasnetsbühne. "Donzdorf helau" riefen Sitzungspräsident "Dupf" Roland Hölldampf und Kulturringpräsident "Emil" Eberhard Schmid dem Narrenvolk im ausverkauften Saal zu. Schultes Martin Stölzle stellte zufrieden fest: "Wir Donzdorfer sind aus gutem Holz, und darauf sind wir mächtig stolz". Doch vorerst darf er seine Amtsgeschäfte ruhen lassen, denn bis Aschermittwoch übernimmt Prinz Oli I. von der TG Reichenbach mit seinem närrischen Hofstaat die Macht im "Klein-Pariser" Rathaus.

"Bühne frei für Donzdorfs Narretei" hieß es nach dem Gardetanz des Kulturringballetts um Alex Emberger. Kai Hauser, der "Reigschmeckte aus Baden", einst rank und schlank, klagt nun über zuviel Pfunde. "Wegen Maultaschen, Spätzle und Soß’, seh i aus wie a fette Sau", klagte der Gelbfüßler. Da helfe auch keine Bierdiät (soviel saufen, bis man nicht mehr weiß, wo der Kühlschrank steht). Ganz andere Sorgen plagten die Moritatensänger Thomas und Gerrit Funk als Eduard und Kunigunde. Die fanden die Kuriositäten im Ort "so traurig, aber wahr". Ferdy Kehrer stieg als "Hochzeitsplaner" in die Bütt. "I plan oier Hochzeit, ob ihr’s wollet odr net. Und der besond’re Clou, a Scheidung gibt’s glei mit dazu." Da können die dummen Zwillinge alias Joschi Widmann und Matze Staudenmayer nur fragen bzw. singen: "Weißt du warum?" Und die Gäste im Saal stimmten laut in den Refrain mit ein.

Scharfzüngig teilte "Schloßgeist" Eddy Gromer aus. Närrische Seitenhiebe gab es unter anderem für Landesvater Oettinger und Kanzlerin Merkel als "die fleißigste Außenministerin".

"Vielleicht ist die Merkel so beliebt, weil sie auf nichts ne Antwort gibt", so sein Fazit. Als "Verwaltungssuperfachkraft" brachten die Crazy Women mit Tanz, Gesang und Sketchen Schwung in den verschlafenen Büroalltag "auf dem Amt". Die Stehkrägen nahmen humoristisch und gesanglich die Schwächen der "Deutschen Bahn" auf die Narrenschippe. Den Hit von DJ Ötzi „Ein Stern“ texteten die sieben Mannen kurzerhand auf "Die Bahn, die wird privatisiert" um, in der Hoffnung, dann "kommt kein Zug mehr zu spät". Großen Beifall erntete wieder "Arm Zigeunerfrau" Michi Armelini, die hintersinnig das teils recht stumpfsinnige Fernsehprogramm, die Dopingsünder und den deutschen Paragrahendschungel angriff.

Schließlich schlurfte in seiner unnachahmlichen Weise Ignaz Dipfele in die Narhalla, "kam, sah und kriegte" wieder jede Menge Lacher und Applaus. Dieses Mal hatte es ihn ins Donzdorfer Altenpflegeheim verschlagen: "War ein Gewinn beim Preisrätsel – ein Wochenende im Kursana." Seine Erlebnisse in knitzem Spott verpackt, sorgten für wahre Lachstürme im Saal. Die Jungs von Querbeet blödelten beim "Familienurlaub im Wellnesshotel" - Sauna, Hefeextrakt-Trinkkur, Fangobad und Gurkenmaske inbegriffen. Das Fazit ihres närrischmusikalischen Treibens lautete rockig "I feel so good". Unterstützung hatte dieses Mal Zeremonienmeister Peter Hölldampf in seinem eigenen Sohn Pius erhalten. Beide begleiteten die Akteure von der Bühne.

Weitere Höhepunkte des Abends und eine Verschnaufpause für die Lachmuskeln lieferten die verschiedenen Showtänze. "So ein Wetter" hieß es bei der Teeniegruppe des Kulturrings "In Between". Ins Casino entführten die Mädels des Kulturringballetts. Heiß her ging es bei den Magic Steps und den Melodien von James Bond 007.

Die Donzdorfer Big Band unter der Leitung von Eddy Köller umrahmte auch dieses Mal den bunten Fasnetsauftakt.