StT. Schraubaglaubr mit Königswagen

Wie eine Wagenbaugruppe Roland Höllfdampf zum König kürt

Die Idee dazu entstand bereits vor etlichen Jahren, als der Stammtisch einen Wagen mit einer sich bewegenden, überdimensionalen Narrenkappe gebaut hatte. Roland Hölldampf war von dieser Baukunst derart begeistert, dass er kurzerhand entschloss: „Irgendwann laufe ich mal bei euch noch mit!“. Die Wagenbauer konterten mit dem Vorschlag, sollte er irgendwann einmal als Sitzungspräsident aufhören, werde man ihm einen eigenen Wagen bauen. Leider ist die Zeit wohl so langsam gekommen, denn aus dem einstigen Vorschlag wurde Realität. Eine der wohl bedeutendsten  Wagenbaugruppen der Donzdorfer Fasnet widmet „Dupf“ einen eigenen Wagen.

Dass dieser wohl auch wieder zu einem Highlight des Fasnetsumzuges gehören wird, zeigt die Geschichte des StT. Schraubaglaubr. Seit 1980 ist der Stammtisch mit einem eigenen Wagen beim Umzug vertreten und schon früh zeigte sich das Streben nach großen Dimensionen. Allerdings machte die zu derzeit noch mangelnde Erfahrung den jungen Männern einen ersten Strich durch die Rechnung. Bei der Anfahrt am Fasnetssonntag aus Reichenbach unterschätzte die Gruppe die Übergröße ihrer ersten Figur und blieb an einer Brücke hängen. Erst durch den Einsatz vieler spontaner Helfer konnten die Schäden behoben werden und sich der Wagen kurz nach 14 Uhr in den Umzug einklinken.

Diese erste Panne sollte den StT. Schraubaglaubr aber erst motivieren. Mit den Jahren verfeinerte sich der Wagenbau, Konstruktionen wurden gewagter und Techniken ausgereifter. Viele der schönsten Wagen der vergangenen Jahrzehnte gehen auf das Konto der Schraubaglaubr. 1984 schickten sie mit dem sich hydraulisch bis auf über 7 Meter ausfahrenden Ben Johnson ein Highlight der Kolossalfiguren ins Rennen, acht Jahre später schafften sie mit „Bodo“ gar den Sprung ins Guinness-Buch der Rekorde. Der Prinzenwagen von Prinz Bernd I. ist mit 42,80 Meter  bis heute der längste, eingetragene Fasnetswagen. Allerdings sollte dieser Rekordwagen eigentlich auch das Ende des Fasnetsengagements  sein. Das größte interne Ziel der Wagenbauer war es bis dato aus den eigenen Reihen den Donzdorfer Fasnetsprinz stellen zu können. Doch 2002 hatten alle Mitglieder den Alterszenit für diese Aufgabe bereits überschritten, der überlange Prinzenwagen war die letzte Herausforderung. „Danach sollte eigentlich Schluss sein“, so die Wagenbauer zum geplanten letzten Highlight.

Doch gegen diesen Abschied aus dem Umzug hatte der inzwischen herangewachsene Nachwuchs interveniert. Die inzwischen voll in das Wagenbauen integrierte zweite Stammtisch-Generation sicherte dem Donzdorfer Fasnetsumzug damit noch auf viele Jahre Wagen-Highlights vom StT. Schraubaglaubr. Heute baut Alt und Jung Hand in Hand, in der heißen Endphase vor dem Umzug sind es bis zu 30 Helfer. Und die sind bei den aufwendigen Wagenaufbauten auch von Nöten. Denn ein Merkmal der Schraubaglaubr-Wagen sind die zumeist beeindruckenden Bewegungen der weit über eine Tonne schweren Figuren. In diesem Jahr allerdings hätten die Besucher fast auf diese dynamischen Aufbauten verzichten müssen.

„Aufgrund von Hallenproblematiken konnten wir erst sehr spät mit dem Bauen beginnen“, so Kurt Baur, der zu einen der noch drei verbleibenden, aktiven Stammtisch-Gründer zählt. Probleme, die allerdings aus den eigenen Reihen gelöst werden konnten. Wulf Wagner, der selber zum aktiven Bauteam des StT. Schraubaglaubr gehört, stellte kurzerhand seine Firmenhalle der Kunstoff Wagner GmbH zur Verfügung.

Doch durch die Verzögerungen kam der Stammtisch in Zeitprobleme. Für die aufwendigen Hydraulik-Konstruktionen müssen mindestens zwei Wochen zusätzlicher Aufwand eingeplant werden, zeitlicher Aufwand der eigentlich nicht drin war. Eigentlich. Denn aufgrund des Stammtische-Hanges nach Übergrößen, kommen die Wagenbauer auch 2012 nicht um eine Hydraulik-Konstruktion herum. Denn der weit über 6 Meter hohe Hauptturm des überdimensionalen Schlosses würde nicht unter den Straßenbeleuchtungen durchkommen. Aus den Fehlern des Anfangsjahres hat man bei den Schraubaglaubrn inzwischen gelernt, der Turm wird hydraulisch ein- und ausfahrbar sein.

Überhaupt hat sich das Wagenbauen in der Gruppe inzwischen zu spezialisierten Techniken entwickelt. „Wir haben Mitarbeiter aus allen Branchen und mit den unterschiedlichsten Kenntnissen“, so die Gruppe unisono. Ingenieure, KFZ-Mechaniker und –Meister, Konstrukteure und Kreative. Die Aufbauen werden inzwischen sogar am Laptop geplant, um auch alle statischen Aspekte der tonnenschweren Figuren abdecken zu können. Günter Czasny ist als Figurenkünstler für die Ausgestaltung und Formung der Aufbauten zuständig, Markus Schmid gilt als der Mann für die Technik. Darüber hinaus müssen mehrere hundert Kilo Stahl verarbeitet und kilometerlange Pappmache-Zeitungen angebracht werden. Die Materialkosten für einen Wagen dieser Größe belaufen sich dabei auf mehrere tausend Euro. Die Kosten werden zwar zum großen Teil wieder aus der Umzugskasse refinanziert, dennoch steckt viel Idealismus hinter diesem enormen Aufwand. Idealismus den der StT. Schraubaglaubr seit Beginn an lebt. Die inzwischen mit viel Erfahrung ausgestatteten Wagenbauer sind immer gerne bereit anderen Gruppen mit ihrem Wissen und Material auszuhelfen. Material hat der Stammtisch dabei in den letzten Jahrzehnten genug gesammelt. Neben den wiederverwendbaren Verkleidungen sind es vor allem technische Ausrüstungen wie Aggregate, Zylinder und Hydraulik-Schläuche, die inzwischen professionell in einem eigenen Container zwischengelagert werden.

Materialien die auch bei ihrem neuen Wagen zum Einsatz kommen werden. Materialen, die unter den Händen der Wagenbauer zu fantastischen Aufbauten werden. Und bereits die gezeichneten Skizzen und die ersten Stahlkonstruktionen lassen erkennen, dass sich die Zuschauer wieder auf ein echtes Highlight freuen dürfen. Ein Highlight mit einem überdimensionalen Roland „Dupf“ Hölldampf als Hauptfigur. Aber schließlich war und ist Roland Hölldampf als Sitzungspräsident auch überdimensional gut.

55. Donzdorfer Fasnetsumzug am Sonntag