Willkommen bei der Donzdorfer Fasnet

...weitere Informationen zur Donzdorfer Fasnet:

Der Verein

Der Kulturring Donzdorf e.V. wurde in Nachfolge der „Arbeitsgemeinschaft Donzdorfer Vereine“, die auch den Beinamen „Fasnets-AG“ hatte, als Dachorganisation von derzeit 35 örtlichen Kultur- und Sportvereinen am 09.07.1964 gegründet, um gemeinschaftliche Veranstaltungen mit den Vereinen durchzuführen, das Volks- und Brauchtum – zu dem auch die Donzdorfer Fasnet gehört – zu fördern sowie die Koordination der jährlichen Terminabstimmung mit Herausgabe eines Veranstaltungskalenders für die Gesamtgemeinde zu übernehmen. Der Verein hat derzeit neben den 35 Korporativmitgliedern, die ca. 9.000 Personen (davon ca. 2.000 Jugendliche) vertreten noch etwa 250 Einzelmitglieder. Als erster Präsident des Vereins fungierte Klemens Kehrer 27 Jahre lang von der Gründung an bis im Jahre 1991 Eberhard „Emil“ Schmid dieses Amt übernahm.

Die historische Donzdorfer Fasnet

Die Donzdorfer Fasnet hat ihren Ursprung in der alten örtlichen Bauernfasnet, deren Symbolfigur, der "Strohmann"  bereits im 15. Jahrhundert im gräflichen Archiv erwähnt wird. Einem weiteren alten Protokoll aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges vom März 1623 ist zu entnehmen, dass damals ein Fasnachtsverbot ausgesprochen wurde. Rund hundert Jahre später gibt es im Jahre 1724 einen Eintrag über einen „Verhörtag“, bei dem sich ein vermummter Fastnachter vor der Obrigkeit zu verantworten hatte. Leider liegen darüber hinaus nicht viel mehr Erkenntnisse über die damaligen Fasnets-Umtriebe vor, da im Ort bisher keine gezielten Nachforschungen zu dieser Thematik vorgenommen wurden. Nach der Gründung verschiedener Vereine ab etwa Mitte des 19. Jahrhunderts gibt es einige Hinweise zu Fasnets-Aktivitäten in deren Protokollbücher.

Im Buch über die „Donzdorfer Fasnet“ von Ulrich Geiger ist zu lesen:
Neben den spontanen Narreteien führten Vereine Fasnetsbälle durch, besonders zwischen 1860 und 1900. Dies ist aus Protokollen des Liederkranzes und der Turngemeinde zu ersehen. (.....) Im Programm zur „Faschings-Unterhaltung“ 1892 hieß es, dass nur „anständige Masken nach vorheriger Anmeldung beim Vorstande gerne Zutritt haben“. (......) Die Turngemeinde führte in ihrer Turnhalle nicht nur Fasnetsbälle durch, sondern spielte auch Fasnetsstücke, so 1886 „Der Teufel in der Küche“. Die Turner waren fasnetsmäßig besonders fortschrittlich, denn sie machten am 4. Februar 1894 – es war der Fasnetssonntag – erstmals einen Umzug. (.....) Die Fasnet dieser Zeit – vor und nach dem 1. Weltkrieg, auch nach dem 2. – dauerte in Donzdorf vom „schmotzigen Donnerstag – da wurden „schmalzige“ Küchle gebacken - bis zum Fasnetsdienstag. Am Sonntag war die „Herrenfasnet“. Es war der Tag, an dem Handwerker und Geschäftsleute die Straßen und Gassen belebten und die Wirtshaustüren weit offen standen. Am Rosenmontag, der dem Namen nach als Höhepunkt rasenden Narren galt, war „Bauernfasnet“. Da feierten alle Bauern, von
denen sich manche nach alter Tradition als Strohmänner verkleideten, ihre Fasnet. (....) Am Fasnetsdienstag trieb die „Narrenfasnet“ nochmals jung und alt durchs Dorf. (.....) Arthur Lorber schreibt in seiner Chronik: „Wer ein richtiger Donzdorfer ist, der bleibt an diesem Tage seiner Arbeitsstelle fern, das ist schon immer so gewesen, wie das Amen in der Kirche“ 

Der Begriff DONZDORFER FASNET ist erstmals im Jahre 1911/12 auf einer ca. 43,5 x 49,5 cm großen Linol-Druckplatte belegt, die sich im Stadtarchiv Donzdorf befindet. Die dreigesichtige Narrendarstellung mit dem entsprechenden Titel diente in dieser Zeit als Druckvorlage für Plakate zu einer Fasnetsveranstaltung. (Bild des Druckstockes) In den Zeiten vor dem 1. bis nach dem 2. Weltkrieg gab es jährlich zwischen Dreikönig und dem Fasnetswochenende viele Fasnetsbälle der Vereine, die oftmals von einem kurzen närrischen Programm begleitet wurden, sowie viele Hausbälle in den zahlreichen Wirtschaften, bei denen ebenso wie bei den Vereinsbällen unzählige maskierte Narren ihren Schabernack trieben. An den drei Haupttagen spielte sich die Narretei vorwiegend auf der Straße ab, wobei sich oftmals spontane Umzüge formierten, die sich ohne vorgegebene Marschroute durch die Gassen des Dorfes wälzten bevor man den Tag in einer der Wirtschaften ausklingen ließ.

Bei Ulrich Geiger ist weiter zu lesen:

Am Aschermittwoch waren die Narren wieder zu braven Christen geworden und ließen sich die Asche aufs Haupt streuen. Es ist keine Frage, dass ein so ausgeprägtes Narrentreiben in Donzdorf üblich war, weil die Bevölkerung rein katholisch war. (.....) Donzdorf gehörte zum Herrschaftsbereich der Grafen von Rechberg und Rothenlöwen, der nach Bayern orientiert war. Daher hatte die Reformation in Donzdorf keine Chance. Erst 1810 erfolgte die Zuordnung an Württemberg.

Donzdorfer Fasnet der Neuzeit

Die Donzdorfer Fasnet heutiger Prägung wurde 1958 mit dem ersten organisierten Fasnetsumzug der Nachkriegszeit durch die "Arbeitsgemeinschaft Donzdorfer Vereine" aus der Taufe gehoben. Als Nachfolgeorganisation der „Fasnets-AG“ ist der Kulturring Donzdorf e.V. für den wesentlichen Umfang der heute am Ort stattfindenden närrischen Veranstaltungen verantwortlich.

Insbesondere für den großen Fasnetsumzug, der sich seit 1958 ohne Unterbrechung jeweils am Fasnetssonntag durch die Straßen der Lautertalmetropole "Klein-Paris" wälzt und bis zu 50.000 auswärtige Besucher anlockt. Lediglich 1991 wurde das Spektakel zum Bedauern aller Narren ein „Opfer“ des Golfkrieges. Dieser Narrenlindwurm, der fast ausnahmslos von einheimischen Gruppen, Vereinen, Stammtischen und Narrenzünften gestaltetet wird - die sich oft auf die zahlreiche Unterstützung von Freunden aus der näheren und weiteren Umgebung verlassen können - hat dank der Opferbereitschaft, des Einsatzwillens und der Kreativität der Umzugsteilnehmer über all die Jahre hinweg ein Niveau erreicht, das sich durchaus mit den Karnevalszügen der rheinischen Metropolen messen lassen kann.

Einen weiteren Höhepunkt gibt es neben dem Umzug mit den Prunksitzungen, den so genannten "Eröffnungsabenden", die seit 1961 jeweils den Beginn der Donzdorfer Saalfasnet mit ihren vielen Haus- und Vereinsbällen einläuten und ebenfalls nur von einheimischen Akteuren bestritten werden. Im Rahmen dieser Veranstaltung wird auch der jeweilige Prinz mit seinem Gefolge in Amt und Würden gesetzt. Der überaus große Publikumszuspruch – es finden jährlich vier Sitzungen vor immer ausverkauftem Haus statt - lässt sich nur mit dem hohen Niveau der Darbietungen und der damit verbundenen guten Stimmung erklären.

Sowohl die „Eröffnungsabende“ als auch der Umzug, die beide seit Beginn von der „Fasnets-AG“ bzw. vom Kulturring e.V. organisiert und durchgeführt werden, sind zweifellos stark von rheinischen Einflüssen geprägt, aber insbesondere der Umzug hat in seiner Verbindung mit den schwäbisch-alemannischen Elementen einen besonderen Reiz.

In Anlehnung an die frühere „Narrenfasnet“ bildet heute die Straßenfasnet  mit dem daran anschließenden Fasnetsverbrennen am Fasnetsdienstag sowie die abendliche Saalveranstaltung mit Prinzenbeerdigung zu mitternächtlicher Stunde den Abschluss der jährlichen Fasnetskampagne.

Die gesamten Narren-Aktivitäten des Vereins werden abgerundet durch die Kinderfasnet in der Stadthalle. Bei diesem beliebten Nachmittag wird der „Narrensamen“ behutsam in die Geheimnisse der Donzdorfer Fasnet eingeführt und kann seine Begabung und Fasnetsbegeisterung unter Beweis stellen.

Darüber hinaus nimmt sich die eigens herausgegebene Fasnetszeitung, die „Närrischen Rundschau“ jährlich die Freiheit, lustige Begebenheiten, heitere Episoden aus dem abgelaufenen Jahr, himmelschreiende Ungerechtigkeiten und jegliche Art von Fettnäpfchen-Treterei von Donzdorfer Bürgern, Vereinen oder Verwaltung zum Amüsement der restlichen Bevölkerung der Stadt aufzuzeigen und in hintersinnigen Versen und Karikaturen zu publizieren.

 

Der Elferrat, der mit weinrotem Sakko, rot-schwarzer Weste, schwarzem Hemd mit roter Fliege, schwarzer Hose, und farblich abgestimmter Narrenmütze gekleidet ist, nimmt vor allem organisatorische Aufgaben und Repräsentationspflichten wahr.

Das „Kulturring-Ballett“ besteht schon seit der Vereinsgründung, die im Jahre 2000 gegründete Kindergarde „s’Ballettle“, und die im Jahre 2004 ins Leben gerufene Jugendtanzgruppe „InBetween“ vervollständigen das Tanzangebot des Vereins.

Der Kulturring e.V. ist seit 1999 dem Landesverband Württembergischer Karnevalvereine 1958 e.V. und dem Bund Deutscher Karneval e.V. angeschlossen.

Historische Figuren und Narrenzünfte

Der „Strohmann“  verkörpert eine Figur, die der alten Donzdorfer Bauernfasnacht entstammt und bis heute noch aktuell ist. Seit 1958 tritt er ebenso wie der 1959 wieder ins Leben gerufene „Tannenmann“ beim Donzdorfer Fasnetsumzug in Erscheinung.

In Rückbesinnung auf die Bräuche und Symbole der schwäbisch-alemannischen Fasnet kam es darüber hinaus in Donzdorf seit Anfang der achtziger Jahre zur Gründung von insgesamt acht Narrenzünften  und zwei Guggen-Musikgruppen, die eigenständig sind und die Gesamtaktivitäten in der Donzdorfer Fasnet abrunden.

Buchtipp

Einen sehr informativen und kurzweiligen Einblick in Entwicklung der „Klein-Pariser Fasnet“ mit all ihren Eigenheiten und historischen Wurzeln gibt das vom ehemaligen Rektor des Rechberg-Gymnasiums Donzdorf Ulrich Geiger - der auch langjähriger und Büttenredner und Texter für die Donzdorfer Narrenbühne war - verfasste Buch über die „Donzdorfer Fasnet“. Dieses hervorragend recherchierte und mit vielen Bildern farbig gestaltete Werk, das auch die historischen Hintergründe der Fastnacht und des Karnevals beleuchtet, ist 1997 im Messelstein-Verlag Donzdorf  erschienen.