Prinz Lobo I. mit Gefolge

Willkommen Klein-Gallien im Donzdorfer Fasnetsreich

Im nächsten Jahr wird der TV Winzingen 110 Jahre alt. 58 Jahre davon widerstand der Traditionsverein dem Werben der Donzdorfer Fasnet, um die Stellung eines eigenen Fasnetsprinzen. 58 Jahre als Klein-Gallien im Donzdorfer Fasnetsreich. Doch mit dem Auftakt zum Jubiläum sind diese Grenzen gefallen, der TV Winzingen stellt zum ersten Mal in der Geschichte der Donzdorfer Fasnet das närrische Oberhaupt. Marius Wirtl wird als Prinz Lobo I. die Ehre dieser historischen Premiere zuteil.

Unter den Leitfiguren Asterix und Obelix stellen sich seit knapp 50 Jahren gallische Zeichentrickfiguren erfolgreich der römischen Übermacht entgegen. Mit Witz, Charme, Ironie, Kühnheit und dem kultigen Zaubertrank zählt die gallische Widerstandsgeschichte bei Jung und Alt zu einer der erfolgreichsten Comicreihen.

Lange Zeit spiegelten sich die Gemeinsamkeiten von Asterix und Obelix im Winzinger Widerstand gegen die Werbungsversuche des Kulturring wieder. Erst zum 110-jährigen Jubiläum öffnet „Klein-Gallien“ die (längst symbolischen) Grenzen zum Donzdorfer Fasnetsdorf und zieht in die Reihen der Prinzenvereine ein.

Doch als Mitte des Jahres die Vorstandschaft des TV Winzingen bei Marius Wirtl anklopfte, dachte der 24-jährige zunächst nicht an diese ehrenvolle Aufgabe: „Ich war der Meinung der Anruf würde meiner Position in der Winzinger Handballmannschaft gelten.“ Als Torwart spielt Wirtl mit dem TV Winzingen inzwischen in der Württembergliga und musste seinem Trainer im Anschluss erst einmal seine neue Hauptaufgabe während der fünften Jahreszeit beichten. „Vier Spiele muss ich aufgrund der Fasnet leider aussetzen“, so der Student. Doch die einmalige Chance den eigenen Heimatverein als Fasnetsprinz zu vertreten, überwiegte das Fehlen im Spielbetrieb. Überlegen musste der BWL-Student daher nur kurz, zumal sein Arbeitgeber (für Insider: fasnetsafines Süßener Traditionsunternehmen mit 13 Buchstaben) nicht wirklich etwas gegen seinen närrischen Ausflug hatte. Nach langen Vorbereitungen hat das Warten für Marius Wirtl nun eine Ende. Als Prinz Lobo I. wird er mit seinem Gefolge als erster Winzinger Fasnetsregent für Stimmung sorgen. „Für uns ist das alles sehr neu. Doch ich freu mich zusammen mit meinem Gefolge auf diese Aufgabe!“

In allen organisatorischen Aufgaben steht ihm Max Matula zur Seite. Der Hofmarschall aus Donzdorf ist ebenfalls in der dritten Mannschaft des TV Winzingen aktiv und trainiert zudem noch eine Jugendmannschaft. „In der Kreisliga ist das Fehlen nicht ganz so relevant“, so der 25-jährige zu seinen Prioritäten während der fünften Jahreszeit. Bis zum Elften im Elften war für ihn die Position als Hofmarschall noch entspannend, spätestens mit Beginn der Prunksitzungen dürfte seine Auslastung steigen. Mehr als 100 Termine gilt es dann für ihn zu organisieren und zu koordinieren. „Naja, kein Problem – ich habe ja Zeit“, so der abgeschlossene Bachelor of Arts im Bereich Energie- und Ressourcenmanagement. „Das Studium ist zu Ende, die berufliche Zukunft startet dann nach der Kampagne.“ Beste Voraussetzungen für den Gefolge-Organisator.

Deutlich lockerer ist der Job des Hofnarren. Außer Spaß und gute Laune ist vom dritten Mann im Fasnetsbunde nicht viel mehr gefordert. Und das bringt der  25 Jahre alte Tobias Fischer genügend mit. Der gelernte Mechatroniker schloss als letztes Glied die Gefolgekette. „Das Beste kommt schließlich immer zum Schluss“, so Fischer mit einem ansteckenden Lächeln. Als einziger der drei Männer geht der Fitnessbegeisterte zwar sportlich fremd – doch den Job als E-Jugendtrainer beim FC Donzdorf glich er umgehend mit einer Mitgliedschaft beim TV Winzingen aus.

Doch was wären drei Männer in einem Gefolge ohne vier Frauen. Und im Gegensatz zu den untergeordneten Rollen in den Asterix und Obelix Geschichten dürften die vier bezaubernden Pagen in der Fasnetsgeschichte sofort ins Auge stechen.

So war es auch Sina Auer, die Marius Wirtl als Erste in sein Gefolge berief. Für die 21-jährige Chemielaborantin war die Entscheidung eine kurze Angelegenheit: „Während der Fasnet habe ich ja sowieso immer Urlaub!“ Pausieren müssen dagegen ihre Gardeaktivitäten in Winzingen. Dafür zog die kletterbegeisterte Pagin „extra“ für die Fasnet von Degenfeld nach Donzdorf. Keine Frage: Sina Auer ist bereit.


 

Bereit Ist auch Selina Essl. Die 20 Jahre alte Studentin des Grundschullehramtes legte extra ihre Prüfungen auf nach der Kampagne. Lediglich eine Prüfung muss die Pagin vor der Fasnet noch absolvieren, „aber das ist keine Schwierigkeit.“. Etwas schwieriger wiegten die Überschneidungen mit den Spielen der Winzinger Damenmannschaft. Der Handball muss aber halt während der Kampagne pausieren.

Eine Gemeinsamkeiten, die sie sich mit Linda Waldenmaier teilt. Denn die ausgebildete Erzieherin ist ebenfalls Spielerin der Winzinger  Bezirksliga-Mannschaft und kennt sich zudem im Gardetanzsport aus. Allerdings hat die 20-jährige  ihre Tanzkarriere bereits an den Nagel gehängt. Für die Fasnet scheint die dritte Pagin auf jeden Fall bestens vorbereitet zu sein.

Fasnets-technisch versiert ist auch die letzte Pagin im Bunde. Seit ihrem sechsten Lebensjahr ist Lisa Bannack bei der Fasnetsgruppe der „Unterdorfer Lausbuben“ aktiv. „Ich wurde quasi in die Fasnet hineingeboren“, so die bald 22-jährige Augenoptikerin. Da ist es fast keine Frage, dass auch ihr langjähriger Freund einer Donzdorfer Fasnets-Ur-Familie entspringt. Zwar zogen beide zusammen vor kurzem ins ferne Uhingen: „Aber ich glaube wir finden während der Kampagne eine Schlafmöglichkeit“. Wobei es fraglich sein wird, ob sie diese Schlafmöglichkeiten überhaupt oft in Anspruch nehmen kann und muss.
 
Denn auf die sieben Gallier(innen) von TV Winzingen wartet viereinhalb Wochen vollgestopfter Fasnetswahnsinn. Dabei kann Prinz Lobo I. zusammen mit seinem Gefolge – wie im Kult-Comic - auf eine eingeschworene Gemeinschaft im Rücken bauen: „Der Zusammenhalt und die Unterstützung hier in Winzingen ist einmalig für uns!“

Eine Gemeinschaft wie es die Autoren von Asterix und Obelix nicht besser hätten zeichnen können. Neben Witz, Charme und einer gesunden Prise Frechheit eine weitere Gemeinsamkeit mit dem gezeichneten Vorbild. Und am Ende wird es den sympathischen Sieben aus Winzingen wie Asterix und Obelix ergehen:

Ob Jung oder Alt – man wird sie einfach mögen!

Das Gefolge im Porträt

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Fotografie: Daniel Gimmer | DG Media