Sind wir nicht alle ein wenig Kretschmann?

Ministerpräsident zeigt sich begeistert von der Prunksitzung und erntet viele Sympathien

Ein grüner Ministerpräsident im schwarzen Donzdorf – das war lange so undenkbar wie der Fasnetssonntag ohne Fasnetsumzug. Doch die Narrenhochburg zeigte sich am letzten Samstag als guter Gastgeber und bot Winfried Kretschmann ein politisch-neutrales Programm. Dieser zeigte sich am Ende begeistert über die hohe Qualität der Veranstaltung und durfte mit seinem sympathischen Auftreten viele Pluspunkte gesammelt haben.

Aus Zeitgründen kann der Landeschef nur ganz wenige Fasnetsveranstaltungen wahrnehmen. In dieser Kampagne wird er seine Heimatstadt Riedlingen wieder mit einem Besuch ehren. Darüber hinaus kann Kretschmann wohl nur einen weiteren Narrenbesuch abstatten – und der war am letzten Samstag in Donzdorf. Eine große Ehre also für die kleine Stadt am Rande der schwäbischen Alb.

Für den Besuch waren grob 2 Stunden eingeplant, danach wollte Winfried Kretschmann noch vor dem Pausengong wieder die Heimreise antreten. Doch die 2 Stunden dehnten sich bis zur Pause aus. „Eigentlich wollte ich nach der ersten Hälfte gehen, doch nun werde ich noch bis zur Mitte der zweiten Halbzeit bleiben“, so der sichtlich begeisterte Landeschef in der Pause. Am Ende blieb Kretschmann bis zum letzten Auftritt und verlies aus Sicherheitsgründen erst kurz vor dem großen Finale den Saal. Beim Gehen zeigte er sich mit seiner Gattin beeindruckt, was diese kleine Stadt mit ausschließlich einheimischen Akteuren auf die Bühne gestellt hatte: „So etwas habe ich noch nicht gesehen!“

Besonders der Auftritt der Gruppe Querbeet dürfte es dem grünen Landeschef angetan haben. Die sangen und spielten sich mit ihrem Auftritt zu erneuerbaren Energien nicht nur in die Herzen von Winfried und Gerlinde Kretschmann. „Nach so einer fantastischen Parodie kann ich unmöglich gehen“, so der Ministerpräsident zum Auftritt von Jürgen „Dupf“ Hölldampf, der als Winfried Kretschmann den Stauferwerken in einer parodistisch hervorragend Laudatio den Ehrenpreis „Grüner Strom aus der Dos“ verlieh.

Aber auch Helmut „Hazi“ Gärtner entlockte dem hohen Gast unter anderem mit seinem grünen OB viele Lacher. Nach der hochklassigen politischen Bütt von Thomas Funk, dürfte der Donzdorfer Fasnetsfunke dann bei der Finalnummer endgültig auf unseren Landesherren übergegangen sein. In der überzeugten die Stehkräga mit einem feinen musikalischen Politik-Potpourri und fanden auch Seitenhiebe gegen Kretschmanns Vorgänger Mappus.

Insgesamt präsentierte sich das als hochschwarz eingestufte Donzdorf sehr neutral und selbstironisch. Die CDU wurde ebenso aufs Korn genommen, wie die Farben rot, gelb und grün. Wer die Befürchtung hatte, in Donzdorf würde man sich auf den ersten grünen Ministerpräsidenten einschießen, hatte sich getäuscht. Donzdorf zeigte sich als hervorragender Gastgeber.

Und der Gast nahm diese Vorlage dankend an. Die Freude und Begeisterung war Winfried Kretschmann und seiner Frau ehrlich anzusehen, beide zeigten sich bürgernah und scheuten auch in der Pause keine persönlichen Gespräche. Mit seinem sympathischen Auftreten dürfte er auch beim schwärzesten Donzdorfer grüne Pluspunkte gesammelt haben.

Und nach knapp fünf Stunden Programm war man sich in der inzwischen schwarz-grünen Narrenhochburg einig: Sind wir nicht alle ein wenig Kretschmann?!